Früher, und manchmal noch heute, hörte ich immer wieder, dass das dann schon noch kommt. Dann, wenn ich älter bin, meine Lebenssituation sich verändert hat, und ich den richtigen Mann an meiner Seite habe. Mittlerweile bin ich im 34. Lebensjahr, und bis zur Schwangerschaft von meiner Schwester schloss auch ich nicht aus, dass sich mein inneres Nein/Vielleicht doch noch zu einem Ja wandelt. So wie sich damals an ihrer Hochzeit auch mein Beziehungs-Nein in ein deutliches Ja transformierte. Tatsächlich habe ich meine zurückhaltende Haltung gegenüber Kindern seit der Geburt im Dezember 2021 stark revidiert, und liebe mein Gottemeitli abgöttisch. Weiterhin kam jedoch in keinster Weise das Verlangen nach eigenen auf - vielmehr bestärkte es mich in meinem Lebensentwurf. So verstehe ich meine Kinderlosigkeit als einen Akt der Mutterliebe für Kinder, die ich nicht habe, und bin alles andere als eine Expertin auf diesem Gebiet. Mir ist durchaus bewusst, dass es heikel sein kann, trotzdem darüber zu schreiben. Gerade deshalb tue ich es aber mit Verweis auf meinen Blogbeitrag «Stigmas und Tabus» erst recht.
Aufgrund der sensiblen Thematik möchte ich aber unbedingt vorwegnehmen, dass dies meine Perspektive ist, und keinesfalls ein Angriff auf diejenigen, die es anders handhaben. Ganz im Gegenteil. Denn auch wenn, oder vielleicht gerade weil ich den Schmerz eines unerfüllten Kinderwunsches nicht intrinsisch nachempfinden kann, finden sehr viele Menschen - vorwiegend Frauen - den Weg in meine Praxis, deren Verlangen sich fortzupflanzen, gross ist. Spätestens in meinem Alter kriegen sie Torschlusspanik, wenn kein kompatibler Erzeuger in Sicht ist, und wenn einer da ist, und es dennoch nicht klappt, bricht monatlich ihre ganze Welt zusammen, wenn die Menstruation sich ankündigt. Zahlreiche Paare würden Unmengen an Energie und Geld investieren, um sich diesen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen, und stecken nicht selten ihren ganzen Lebenssinn in die Erschaffung einer eigenen Familie. Damit erzeugen sie einen gewaltigen Druck, den sie, und daran kann man glauben oder nicht, nicht zuletzt auch auf das (noch) nicht inkarnierte Wesen übertragen. Es kommt selten bis nie gut, wenn wir darauf hoffen und warten, dass uns jemand oder etwas anderes komplett und glücklich macht. Wenn ich Menschen in jener Lebensphase begleiten darf, liegt mein Hauptfokus deshalb primär im Druckabbau.
Falls du dich darin wieder findest, verrate ich dir gerne, welchen Ansatz ich hierbei verfolge: Was liegt hinter deinem Schmerz des bisher unerfüllten Kinderwunsches? Häufig sind es Ängste, (kollektive) Glaubenssätze, und/oder (unerfüllte) Bedürfnisse, die sich beim achtsamen Hineinhorchen melden - und es ist wichtig, diese Themen abzulösen, damit wieder fliessen kann, was fliessen soll. Wenn es nach jenem Eigenprozess dann plötzlich doch noch klappt, und das durfte ich schon mehrmals mit zelebrieren, freut mich das jeweils ungemein. Es ist für mich einer von vielen Beweisen, dass alles, was wir durchmachen, uns auf das vorbereitet, was wir uns sehnlichst wünschen. Aber manchmal geht es eben auch, zumindest vorerst, einzig und allein um die Lehre der Demut. Nur in uns selbst, und nirgends anders, können wir den Frieden finden. Und Kinder sind und bleiben letztlich, nebst aller Freude und dem Glück das sie zu bringen vermögen, eben immer auch die Erfahrung, dass wir über das Leben nicht verfügen können. Auch nicht in dieser Welt voller Möglichkeiten.