Ich liege im Bett, und will eigentlich schlafen. In meinem Gedankenkreisen finde ich aber keine Ruhe. Wie ein Geistesblitz erinnere ich mich an die Worte, die
ich neulich in einem Buch las: «Was für ein Gefühl wäre es, wenn ich abends in meinem Bett einschlafen, und morgens plötzlich in einer
Achterbahn aufwachen würde? Nun, zuallererst würde ich das Gefühl haben, gefangen zu sein, mir würde in den Kurven vor Angst speiübel werden, und ich würde aussteigen wollen. Wenn ich allerdings
darauf vertraue, dass die Schienen mein Schicksal sind, dass Gott diese Maschine lenkt, dann würde dieser Albtraum etwas Aufregendes. Die Achterbahn wäre genau das, was sie auch ist; eine
sichere, vertrauenswürdige Konstruktion mit kleinen Wägelchen, die an ihr Ziel gelangen werden. Und während der Fahrt kann ich die Landschaft um mich herum betrachten, und vor Aufregung
schreien.»
Es wird leiser in meinem Kopf. Manchmal geht es vielleicht gar nicht unbedingt um die Erfahrungen die wir machen, die Gedanken und Gefühle die uns heimsuchen, die Verhaltensmuster die
sich wiederholen, und um die Schicksalsschläge die wir erleiden. Sondern vielmehr einfach nur um die jeweilige Perspektive, die wird dabei einnehmen. Und dann eben auch darum, ob es uns gelingt,
in jeder Lebensphase immer trotzdem - oder eben erst recht - das grosse Ganze zu sehen; man könnte vielleicht auch sagen, um unsere Fähigkeit Schönheit zu erkennen, auch wenn nicht jeder Tag ein
schöner Tag ist. Mein Leben in jener Achterbahn, das einmal steil bergauf verläuft, mich ein andermal unvermittelt nach links und wieder nach rechts wirft, und dann und wann
beängstigend schnell in die Tiefe fährt, ist genau das, was es ist: eine sichere und vertrauenswürdige Konstruktion.
Fest entschlossen, fortan die Landschaft um mich herum zu betrachten, lasse ich meinen Blick zum Nachthimmel schweifen. Der Mond bildet eine klitzekleine Sichel - und ist dennoch voll und ganz Mond. Niemand stellt das in Frage. Beruhigt seufze ich vor mich hin. Ist es angesichts dieser Tatsache nicht grotesk, meine eigene Vollkommenheit in Frage zu stellen, nur weil mich das Leben gefühlt gerade etwas aus der Bahn wirft? Als hätte ich einen Schalter entdeckt, verwandle ich mich allmählich wieder in die Entdeckerin der unendlichen Weite in mir. Finde mich in der Gelassenheit, zu akzeptieren, was ich nicht ändern kann, und aktiviere den Mut in mir, zu ändern, was ich ändern kann. Einmal mehr gelange ich zur Weisheit, dass ich & du mehr als genug sind. In all unseren Phasen. Und wenn ich nun in meinem Bett einschlafe, und morgens in einer Achterbahn aufwache, so weiss ich: alles ist gut.