Wir bewerten unsere Gefühlswelt und unser Verhalten oft danach, ob es dem entspricht, was die Norm empfinden oder machen würde, und qualifizieren es folglich als richtig oder falsch. Auf diese Weise erschaffen wir ein Spannungsfeld, was schliesslich dazu führt, dass wir uns - je länger je mehr - von uns selbst entfernen, und irgendwann gar nicht mehr wissen, wer wir eigentlich sind und was wir wollen. Denn manchmal ist das, was wir meinen zu wollen, und das, was wir wirklich wollen, nicht ganz Dasselbe. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: in unserer Gesellschaft ist es fest verankert, dass eine Frau anfangs der Dreissigerjahren Kinder bekommt. Eine Frau wird also ab einem bestimmten Alter automatisch wiederkehrend mit dieser Thematik konfrontiert, was durchaus zu einem Mangelbewusstsein führen kann. Und manchmal ist es schwierig zu unterscheiden, was man selbst wirklich will, und was man vielleicht irgendwie auch einfach will, weil es normal zu sein scheint, dass man es will.
Auch ich war lange bemüht, einfach möglichst «normal» zu sein, und noch immer verfalle ich manchmal diesem menschlichen Versuch. Irgendwann habe ich aber bewusst auch damit begonnen, mich selbst wirklich wahr- und ernst zu nehmen. Dann hörte ich auf, mich vorwiegend mit dem Verstand zu bewerten, begann stattdessen vermehrt auf das zu vertrauen, was sich für mich persönlich richtig anfühlt. Manchmal ist das eine Gratwanderung, aber es wird wesentlich leichter, wenn man sich zugesteht, alles sein und empfinden zu dürfen. Das öffnet die Tür zu einem Ort jenseits von Normen und von Richtig oder Falsch. Zu einem Ort, der unser Wesen schleift und uns letztlich sehr viel näher zu uns selbst bringt, und eben dann auch zu dem, was uns wirklich entspricht. Hier dürfen wir alles sein, ausser-gewöhnlich, denn was ist schon normal?! Nur da, wo wir voll und ganz wir sind, können wir uns auf Seelenebene begegnen.
Und so wünsche ich dir, dass auch du immer wieder zu hinterfragen wagst, wer du bist und was du wirklich willst. Dass du den Mut hast, voll und ganz zu dir zu stehen, und du zu sein. Das bedeutet für mich dieses grosse Wort «Freiheit», und das ist unser aller Geburtsrecht.