Mein NEIN zu Fanatismus

Ganzheitliche Psychosoziale Beratung Sara Vercellone - Blog NEIN zu Fanatismus, JA zu mir
Ganzheitliche Psychosoziale Beratung Sara Vercellone - Blog NEIN zu Fanatismus, JA zu mir

Es gibt Momente, in denen ich mir überlege, das hier aufzugeben. Wenn man sich auf persönlicher Ebene exponiert, so wie ich es tue, kommt es vor, dass man zum Opfer von Fanatismus wird. Unter euch befinden sich Menschen, die durch meine Blogbeiträge meinen mich zu kennen. Scheinbar völlig besessen von dieser Idee, treibt ihre fatale «alles-oder-nichts-Einstellung» sie dazu, mir ihre Abgründe ungefragt zu offenbaren. Durch das verhängnisvolle Vollkommenheits- und Perfektionsideal, das sie offensichtlich in mich projizieren, meist ohne je mit mir in Dialog getreten zu sein, meinen sie all ihre Defizite kompensieren zu können, sich von ihren Selbstwertproblemen zu befreien, in mir Lösung und Erlösung in einem zu finden. Distanzlos bedienen sie sich überkompensatorisch an den Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme, wobei ihnen völlig egal zu sein scheint, was ihr Verhalten bei mir auslöst. Hinter diesem Blog steckt kein Übermensch, sondern ein hochsensibles Wesen. Ratlos bleibe ich zurück. Beklemmendes Gefühl in meiner Brust. Das will ich nicht.

 

Mir ist durchaus bewusst, dass sich dahinter oft eine Überkompensation von persönlichen Mängeln und Kränkungserfahrungen verbirgt, und das tut mir leid für diese geschlagenen Herzen. Ich freue mich, wenn ich auch sie mit meinen Worten erreiche, jedoch bin ich weder Mülleimer für ungefragten seelischen Ballast, noch bin ich gewillt und imstande irgendjemanden zu erlösen und zu befreien, oder gar mit ihm Eins zu werden. Fanatische Menschen triggern mich, lösen Ängste in mir aus. Um das Risiko von solchen «entdeckt zu werden» klein zu halten, müsste ich das öffentliche Ausleben meiner Leidenschaft unterlassen. Ich dürfte hier nichts mehr preisgeben, und könnte mein damit verbundenes tiefergehende Herzensziel nur noch im geschützten und sehr kleinen Rahmen weiterverfolgen. Resignation als Selbstschutz. Das entspricht aber nicht meiner Natur. Vielmehr entspricht es mir, mich mit dieser Thematik zu befassen, meine eigenen Anteile darin zu erkennen, und mich klar zu positionieren. Im Sinne meines Selbstschutzes, und aber auch, weil ich darin eine Chance zur Einflussnahme fanatischen Verhaltens sehe. 

 

Fanatismus wurzelt in der menschlichen Natur, ist also nicht nur ein Problem der Anderen, sondern eine Gefahr, die in uns allen wohnt. Jeder hat diese Spannung zwischen «fanatischer» und «normaler» Existenz in sich, und nur wer keinerlei Begeisterungsfähigkeit für eine in seinen Augen grosse Sache zu entwickeln vermag, keine Sehnsüchte nach einer besseren Welt, und keine Hingabebedürfnisse in sich trägt, ist vielleicht weniger gefährdet. Was wäre das aber für ein Mensch? Vielleicht ist dieser Blog auch das Ausleben meiner eigenen fanatischen Energie, durch die jedoch niemand zu Schaden kommt. Es wird erst gefährlich, wenn wir, zum Unglück anderer, unseren Willen gnadenlos durchzudrücken versuchen. Solchen Versuchen zum Opfer zu fallen, werde ich nie gänzlich verhindern können. Es ist ein Menschheitsphänomen, das es immer geben wird. Ich kann aber beeinflussen, was es mit mir macht. Das hier ist mein NEIN zu Fanatismus, mein JA zu mir.

 

Denkt nicht mich zu kennen, nur weil ich aus meinem Inneren schreibe. Mit meinen Texten möchte ich  Herzen berühren, in die eigene Seelenkraft führen, den Geist bewegen. Aber selbst wenn mir dies gelingt, ihr euch darin wiedererkennt, gesehen und verstanden fühlt; NIEMALS sind wir deswegen automatisch Eins, auch bin ich weder euer Sprachrohr noch euer Ventil. Ich will, dass man mir stets mein Ich lässt, so wie ich anderen ihr Du lasse. Die Liebe, mit der ich euch begegne, entspringt meinem Urvertrauen. Das bin ich, das lasse ich mir nicht nehmen. Hiermit entscheide ich mich dagegen, mich durch eine Minderheit erschüttern und meiner Freiheiten berauben zu lassen. Entscheide mich aber dafür, meine Lehre daraus zu ziehen, nicht mehr bedingungslos nett zu sein. Manchmal ist es wichtiger, eigene Grenzen zu wahren, auch wenn das heisst, dass man gewisse Menschen gnadenlos ignoriert und konsequent aus dem eigenen Leben raushält. Und so fordere ich gleichzeitig zum Nachdenken auf, bevor die fanatische Existenz ungefiltert ausgelebt wird. Ich toleriere das nicht mehr, denn das tut letztlich niemandem gut. Mir nicht, und auch oder insbesondere dem Fanatischen selbst nicht. 

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