All-ein-sein

Als ich ein Kind war, und teilweise auch noch später, hatte ich wiederkehrend diesen einen Traum. Zuerst war ich immer ich, aber dann entfernte sich ein Teil von mir. Mehr und mehr nahm ich mich aus der Vogelperspektive wahr, flog immer weiter weg von mir. Klein-Sara blieb weinend an Ort und Stelle stehen, Blick und Arme nach oben gerichtet. Ich wollte bei mir bleiben, vollkommen. Aber alles nützte nichts; ich entfernte mich so weit von mir, bis ich nur noch ein winzig kleiner Punkt auf Erden war. Nie stand ich alleine dort, immer war ich umgeben von ganz vielen Menschen. Auf der ganzen Welt verteilt konnte ich sie sehen. Und trotzdem fühlte ich mich so schrecklich einsam in diesem Moment. Es zerriss mich förmlich und ich weiss noch, wie mich dieser Traum auch im Wachbewusstsein immer wieder nachhaltig beschäftigte. Es waren Gefühle von unglaublicher Angst und tiefer Trauer, die dieser Traum in mir auszulösen vermochte. Es ist gar nicht so lange her, als ich begann, die Botschaft dahinter zu verstehen. So lange schon trage ich sie in mir, und so ewig lange habe ich sie, und dadurch mich selbst, in gewisser Weise verleugnet. Immer wieder hat mein Verhalten schliesslich diese Gefühle angetriggert. Und sie sind immer noch da, manchmal. 

 

Eines Tages, ich konnte noch nicht lesen, habe ich aus einer Zeitung feinsäuberlich das Wort «Selbstvertrauen» ausgeschnitten. Intuitiv habe ich mir damit wohl eine Antwort auf diesen Traum gegeben, denn darum geht es doch letztlich. Egal wie viele Menschen um uns herum sind, solange wir nicht wirklich mit unserer Seele verbunden sind, uns nicht wirklich tief vertrauen, werden wir uns immer wieder einsam fühlen. Aus dem unendlichen Universum betrachtet, ist wahrlich alles, wir eingeschlossen, verschwindend klein. Und auf gewisse Art und Weise ist es doch manchmal irgendwie sogar ganz beruhigend. Es kann uns Demut lehren, uns selbst in unserem Menschsein auf diesem winzig kleinen Erdecken, auf dem wir wirken, nicht allzu ernst zu nehmen, und Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Aber die absolute Wahrheit ist, dass wir überhaupt gar nicht dieser kleine Punkt sind. Er stellt lediglich unsere physische Erscheinung dar. Gewiss ein wichtiger Teil im grossen Ganzen, denn Erdung ist der Grundstein, damit wir Wurzeln schlagen können. Essenziell ist aber, was wir in uns tragen, das nicht Erdgebundene. Denn in uns tragen wir das ganze Universum.

 

Wenn wir lernen, auf unsere Essenz zu hören, uns immer wieder mit ihr zu verbinden, unsere Wahrheit mehr und mehr zu leben; die Erdung und die Unendlichkeit also zu verbinden; erlangen wir tiefes (Selbst)Vertrauen, und besiegen so die Angst vor Einsamkeit. Wir manifestieren in uns das Gefühl von Allverbundenheit. Dann sind wir tatsächlich mit unserer Seele verbunden, sind ganz tief und ganz nah bei uns. Unzertrennlich, niemals einsam, einfach nur all-ein. Es sind jene Augenblicke, in denen wir erkennen, dass wir uns selbst mehr als genug sind, und uns schwören, uns nie wieder so weit von uns selbst zu entfernen. All-ein-sein bedeutet auch unendlich sein. Das sind wir, du & ich. Wir sind das Eine wie auch das Viele, wir sind das Nichts und das Alles.

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